There must be a beginning of any great matter, but the continuing unto the end until it be thoroughly finished yields the true glory.Francis Drake
Ich bin froh, dass ich Mitglied der Piratenpartei bin. Wenn ich es nicht schon wäre, würde ich heute eintreten. Das ist mir beim Lesen des Handelsblattes klar geworden, wie schon lange nicht mehr.
“Mein Kopf gehört mir” – unter diesem Titel geben hundert “Schriftsteller, Sänger, Künstler, Werber, Softwareentwickler und Unternehmer” im Handelsblatt ihre Gründe an, warum sie glauben, dass die Piratenpartei ihr Gegner sei, uns zwar wegen der “Umsonstkultur im Internet”.
Goethe als Abziehbild vorne drauf. Der Titel, der sich auf “Mein Bauch gehört mir” bezieht, ist ein ekelergegendes Spiel, mit dem die Not und die ethischen Konflikte von Frauen vor einer Abtreibung ins Lächerliche gezogen werden. Ich möchte gar nicht weiter auf diesen menschenverachtenden Zynismus eingehen, aber er spricht Bände über den verkommenen Seelenzustand der Verfasser dieses Textes. Dabei kenne ich nicht wenige der hundert Leute persönlich, die da im Handelsblatt gegen die Piratenpartei polemisieren, mit einigen hatte ich auch geschäftlich zu tun.
Ich arbeite seit fünfzehen Jahren für die Werbewirtschaft und die privaten Medien – und zwar überzeugt. Umso trauriger macht es mich, dass meine Branche offenbar so wenig anpassungsfähig ist. Schade, dass weder Google, noch Facebook, weder Twitter noch Spotify, weder Instagr.am noch git.hub von einem Medienunternehmen erfunden wurden. Aber das sind die Orte, an denen heute unsere Kultur geschöpft wird, die ‘Kostenloskultur’, wie sie von den Angestellten und Krämern der Kulturindustrie geschmäht wird.
Ich halte mich für einen politischen Menschen. Und ich hatte es dennoch nie geschafft, mich in einer politischen Partei zu engagieren. Die Parteien, wie sie waren, empfand ich als eng und wenig durchlässig.
Durch das repräsentative System findet dort politsche Arbeit praktisch nur per Delegation statt, über Kreis- und Bundesdelegierte, per Vertretung durch Referenten, durch Experten in der Parteizentrale. Und auf Parteitagen stimmen dann die Kreisdelegierten über die vorbereiteten Entwürfe ab.
Politik hat für die bestehenden Parteien offenbar auch das ausschließliche Ziel, an die Regierungsmacht zu gelangen – Koalitionen werden um jeden Preis geschlossen, die innersten Werte der Parteien auf dem Altar der Macht geopfert. Seit der Regierung Schröder sind die Grünen daher für mich unwählbar geworden.
Und schließlich: die Programme der bestehenden Parteien spiegeln meine Lebenswirklichkeit nicht wieder. Die Dinge die mir wichtig sind, finde ich dort nicht. Im Gegenteil – meine Kultur wird offenbar als Bedrohung empfunden, was ich als meine Bürgerrechte sehe, ist für die andern nur “Rechtsfreier Raum”, der natürlich genauso zusammengestutzt werden muss, wie die spießigen Vorgärten, für die mein Land weltweit berühmt ist. Gartenzwergkultur.
Was mich an der politischen Theorie der Piratenpartei fasziniert, habe ich oft gepostet. Seit einigen Monaten möchte ich erleben, wie daraus Praxis wird.
Ich möchte unserer Gesellschaft helfen, die anstehenden Veränderungen ohne große Schäden zu überstehen. Und ich habe auch die Hoffnung für meine Branche noch nicht verloren, die Medien und Werbung.
Deshalb habe ich mich entschlossen, dem Kommando “Klarmachen zum ändern” zu folgen.
Deshalb bin ich Mitglied in der Piratenpartei.