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Höchste Zeit für verteilte Netze

I heard SOPA was going to break the internet so just did a *Save As* and put in on @dropbox. (seriously, get involved people)

Schnell noch ein Back-up für das Internet. Natürlich ist das ein absurder Vorschlag und – was brächte das schon? Das Netz besteht ja viel weniger aus den Inhalten als aus den Interaktionen und Verknüpfungen, aus der Kommunikation.

Vielleicht sind SOPA, die Netzsperren und andere Formen von Quellenzensur tatsächlich nur aus Dummheit und Unwissenenheit entstanden. Allerdings ging es schon bei der Netz-Sperrendebatte 2009 nicht nur um die Frage der Wirksamkeit solcher Maßnahmen, sondern vor allem darum, ob dahinter nicht eine viel krassere Absicht stünde: die Konrolle über die Kommunikation. Bisher ist es ja glimpflich ausgegangen, und die schlimmsten Zensur-Torheiten sind uns erspart geblieben.

So I infer that the purpose of SOPA is to close the loop, and allow the oligarchy to shut down hostile coordinating sites as and when the anticipated revolution kicks off. Piracy/copyright is a distraction.

– dass es in Wahrheit darum geht, im Ernstfall zu Verhindern, dass die Menschen sich über das Netz zu Protest oder Revolte organisieren und versammeln, wie Charles Stoss fürchtet.

Wie Stoss kommt auch Peter Kruse durch seine systemtheoretischen Überlegungen zu dem Schluss, dass die Angst der Machthaber vor dem Netz berechtig ist, wie er vor der Enquet-Komission des Bundestages angeführt hat: die Vernetzungsdichte der Menschen wird duch das Netz gravierend erhöht, die Social Media verstärken die spontane Aktivität und durch Share-, Like- oder RT kommt es zu “kreisenden Erregungen” im Netzwerk und schließlich zur Selbstaufschauklung. Aber ob das Netz in unserem politischen Klima wirklich automatisch zu einer Revolution führt oder nicht spielt gar keine Rolle – wichtiger ist, dass alle, die es betrifft, daran glauben

“Social Media ist das neue Öl”

kommentiert Benedikt Köhler den Einstieg des saudischen Prinzen bei Twitter.

“Warum sollen die Saudis keine Leo-Panzer bekommen, wenn sie Teile von Twitter kaufen können”

spitzt es Thomas Wiegold noch weiter zu, was Social Networks wie Twitter eigentlich für uns bedeuten. Sie sind kriegswichtiger Rohstoff oder sogar die Waffe selbst.

1) verteilte, nicht-zentralistische Infrastruktur

Social Networks sind systemrelevant. Wir dürfen sie nicht wenigen großen Anbietern überlassen, die sehr leicht (auch ohne SOPA) unter Kontrolle zu bringen sind. Es ist also höchste Zeit, ernst zu machen, mit freien, verteilten Netzen. Wir brauchen zum Ersten Distributed Social Networks, die sich auf ein Minimum an Infrastruktur beschränken, so verteilt wie möglich aufgebaut sind.

2) nicht-lokale und nicht-proprietäre Struktur, die nicht grundsätzlich einem bestimmten Rechtssystem unterworfen ist

Im Idealfall ist jeder Teilnehmer ein gleichwertiger, unabhängiger Knoten. Jeder ist für seine Worte selbst verantwortlich; es gibt keine Plattform, die sich abschalten ließe. Es gibt vielmehr gar keine Plattform, die man juristisch als Störer verantwortlich machen könnte. Selbstverständlich darf der Code der Plattform nicht juristisch oder technisch verschlossen sein.

3) Integrität

Als drittes: Integrität. Ich finde es weniger wichtig, dass die Kommunikation kryptographisch stark geschützt ist. Es ist vor allem wichtig, dass sie überhaupt gewährleistet ist. Wichtiger als vollständige Anonymität ist die Sicherstellung der Integrität. Kommunikation setzt voraus, dass wir sicher sein können, dass die Botschaften, die wir erhalten auch tatsächlich und authentisch von dem angegebenen Absender stammen – also das Gegenteil von Anonymität.

Ein verteiltes, dezentrales und nicht-lokales, nicht-proprietäres Netz, das die Autentizität und Integrität seiner Kommunikation schützt – als Grundlage einer autonomen, egalitären Öffentlichkeit.