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Wired

“We know a lot about digital technology, and we are bored with it. Tell us something we’ve never heard before, in a way we’ve never seen before.”
Louis Rosetto, Motto der ersten Wired-Ausgabe

Dass ich ein langjähriger, treuer Leser der Wired bin, habe ich schon verraten.

Das fängt für mich damit an, dass sie schon optisch unverwechselbar ist. Aber vor allem steht Wired für ein klares inhaltliches Programm. Sie versucht seit 20 Jahren erfolgreich das gesamte Spektrum der Netzkultur abzudecken (soweit eine Zeitschrift das überhaupt vermag).

Es gibt in der Wired sehr viele verschiedene Autoren. Ich nehme die Wired in die Hand, blättere sie durch und bin immer wieder überrascht. Oft finde ich meine Meinung bestätigt, aber regelmäßig lese ich Artikel, deren Standpunkt ich nicht wirklich teile. Dennoch weiß ich genau, was ich bekomme, wenn ich sie kaufe; seit 20 Jahren.

Dabei liegen zum Teil die Gemeinsamkeiten der Protagonisten weit auseinander und die Gräben sind tief, das wird vor allem Themen deutlich, wo technologische Machbarkeit mit Ethik in Konflikt gerät – menschliches Klonen, DIY-Kriegswaffen und ähnliches sind gute Beispiele dafür. Auch wo es primär um Lebensstile geht, herrscht kein Konsens, sondern Vielstimmigkeit: nicht jeder identifiziert sich mit Extropianern, mit Ultra-Libertären oder Neo-Kollektivisten (nur um mal drei zu nennen).

Gemeinsam ist allen Themen aber, dass es um diese besondere Kultur geht, die sich in eben diesen 20 Jahren entwickelt hat, und die wir (mangels besseren Begriffs) als Netzkultur bezeichnen. Einigkeit besteht da selbstredend über Punkte wie (Creative) Commons, Datenschutz und Überwachung, die zentrale Rolle von Bildung in der Gesellschaft – Kernthemen sozusagen. Auch das Menschenbild zieht sich wie ein roter Faden durch die Wired: der Mensch ist in der Lage, selbstbestimmt zu leben.

Knapp eine Million Menschen kaufen das Heft jeden Monat. Viele davon Stammleser. Obwohl das Heft so heterogen ist. Das liegt auch an dem schönen Papier, den guten Bildern und der großartigen Typografie.

Und heute Abend (liege im Fieberwahn im Bett) habe ich plötzlich ein Bild im Kopf, wie ich mir die Piratenpartei vorstelle.

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Liquid Affirmative Action

You do not wipe away the scars of centuries by saying: ‘now, you are free to go where you want, do as you desire, and choose the leaders you please.’ Lyndon B. Johnson

Am Freitag fand die Auftaktveranstaltung “keinzelfall – Diskriminierung geht uns Alle an!” der Veranstaltungsreihe zur Sensibilisierung bezüglich diskriminierender Ideologien und Praxen innerhalb der Piratenpartei statt. Diskriminierungsfreiheit scheint ein Thema, mit dem sich die Piraten überraschend schwer tun. Überraschend deswegen, weil die Partei schließlich vom denkbar offensten Menschenbild ausgeht: keine Kategorie, in die Menschen üblicherweise eingezwengt werden, wird von den Piraten akzeptiert – deshalb geben wir auch unser Geschlecht nicht an, wenn wir Mitglied werden.

Ich bin persönlich begeistert von einem so freien Bild des Menschen – Liquid Identity ist nicht umsonst eine der Forderungen in unserer Declaration of Liquid Culture.

Nichtsdestotrotz stimmt unverändert, was US Präsident Johnson in seiner berühmten Rede “To fulfill these rights” von 1965 anführt: wir können nicht einfach sagen “So, jetzt ist Schluss mit Sexismus” – und dann sind alle Strukturen plötzlich machtlos, die bisher wirkmächtig genug waren, das System über Jahrhunderte stabil zu halten.

Basisdemokratie – wenn alle einzeln für sich sprechen – kann scheitern, wenn bestehende Assymetrie hineingetragen wird.

So zumindest habe ich mir aus den klugen Gedanken von Matthias Mergl auf der keinzelfall-Veranstaltung mitgeschrieben.

Aber wie können wir diesen Widerspruch auflösen – einerseits wollen wir die Konstrukte Gender, Kindheit, ethnische Herkunft etc. unbedingt überwinden – andererseits muss uns klar sein, dass ein naives “Wir sind alle Post-Constructivist” und deshalb sind wir komplett frei von den Einflüssen diskiminatorischer, struktureller und kultureller Gewalt, eben genau die bestehenden Ungleichheiten in unsere Gemeinschaft hineinträgt.

Beim anschließenden Bier ist UrbanP1rate, Carridwen und mir eine Idee gekommen, die sich imo lohnt, weiterzudenken: Liquid Affirmative Action.

Der Gedanke zur Liquid Affirmative Action ist ganz einfach: ja, wir brauchen eine Quote, nein, wir brauchen keine Konstrukte. Wir starten eine Liste mit Kategorien “Männer”, “Frauen”, “Neutral”, etc. Jeder Pirat trägt sich selbst in die Kategorie ein, für die es sich entscheidet (geschickt, wie ich hier das Neutrum beim Pronomen einführe, nicht wahr?). Wenn keine Kategorie passt, wird eine neue aufgemacht. Ich halte zB Kategorien wie “Piraten, die in keine Kategorie eingeteilt werden wollen” oder “Piraten, die einfach in irgendeine Kategorie eingeteilt werden wollen” für völlig legitim. Wir hatten solche Selbsteinteilung schließlich schon öfters. Und dann Quotieren wir nach der Größe der einzelnen Kategorien.

Mögliche Einwände:

  • Total kindisch – ja, genau deshalb ist es imo eine gute Idee (s. “Als ich ein Kind war”)
  • es wird viel zuviele Kategorien geben – dann sollten wir über geeignete Tools wie z.B. Liquid Feedback über die Neuanlage einer Kategorie abstimmen
  • Die Schweigespirale – ja, das ist, denke ich, der wichtigste Punkt; ich habe aber die Hoffnung, dass wir genügend Leute finden, die sich zu der einen oder anderen Kategorie bekennen, dass die Spirale durchbrochen wird.
  • Und jetzt?
    Jetzt sollten wir testen, ob es nicht vielleicht überraschend einfach ist und gut funktioniert, wenn wir von den starren, aus einem diskriminierenden Menschenbild geborenen Kategorien der üblichen Quotenregelungen herauskommen und unseren eigenen, piratischen Weg zu diskriminierungsfreien politischen Partizipation finden. Wir wollen, dass jeder Mensch für sich spricht, sich nicht als “seinesgleichen” vertreten lassen muss. Aber wir wollen auch, dass wir uns von den alten Ungleichheiten befreien und das werden wir nicht schaffen, wenn wir sie einfach ausblenden.

    Darum ist es Zeit für Liquid Affirmative Action!

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    Mainstream

    Wir wollen die Freiheit der Welt,
    und Straßen aus Zucker,
    Schneien soll´s Geld und
    Ab und zu Futter,
    Für Kanonen aus Plastik auf Panzern aus Watte,
    In 1000 Jahren sind wir Klassik
    (Frittenbude, 2008)

    Do not follow where the path may lead.
    Go instead where there is no path and leave a trail.

    Harold R. McAlindon

    Wo ist der Mainstream in der Kultur? In der Politik? Oder können wir in einer immer fragmentierteren Gesellschaft gar nicht mehr von dem einen Mainstream sprechen, der die Mitte der Kultur definiert? Je länger man darüber nachdenkt, desto schöner ist die Metapher des Mainstreams. Sie denkt Kultur schon in den 1960er Jahren nicht mehr als Schichten (Hochkultur vs. Volkskultur), sondern als Raum der Ströme, wie wir das in unserer Liquid-Culture-Erklärung ebenfalls fordern.

    Politisch war der Mainstream ein Kampfbegriff. Die Mitte der Gesellschaft war ein privilegierter Ort, zu dem nicht jeder einen Zugang hat. Die Lösung hieß sehr schnell: Mainstreaming. Ziel war es, mit rechtlichen und politischen Entscheidungen dafür zu sorgen, dass zum Beispiel jeder denselben Zugang zum Bildungssystem oder zum Arbeitsmarkt besitzt. Mainstreaming ist in dieser Bedeutung dasselbe wie Antidiskriminierung.

    Gleichzeitig war der Mainstream aber auch – in umgekehrter Polarität – ein kultureller Mainstream. Der breite Strom des kulturellen Minimalkonsenses ist für die Avantgarde ein lebensfeindlicher Ort. Sie ist radikal und extrem. Doch beide Positionen drohen von dem Mainstream weggespült zu werden, der sein Flussbett immer tiefer in die Kultur fräst und immer breiter anschwillt. Aus Sicht der Künstler ist die Flutwelle des Mainstreams eine Gefahr, denn alles was nicht fest verwurzelt, also radikal, ist, verleibt sich der Strom ein. Diese ständige Bedrohung hat Teufelsblume in folgendem Tweet auf den Punkt gebracht:

    Damit kommen wir zu einer neuen Formulierung des Filter-Bubble-Phänomens: Die Informations- und Nachrichtenstreams, die wir auf Twitter, Facebook oder Flipboard lesen, machen den gesellschaftlichen Mainstream unsichtbar. Wir verlieren ein Gefühl dafür, wo der Mainstream gerade fließt und welche kulturellen Strömungen er sich schon eingemeindet hat. Sind wir radikal? Sind wir extrem? Sind wir vorne oder mittendrin? Die Timeline schweigt zu diesen Fragen. Ob wir in unserer Blase auf einem schmalen Wildbach oder einem breiten Strom schwimmen, ist von innen nicht mehr erkennbar. Damit verschwindet aber auch die Fähigkeit, die Ausdehnung unserer Kultur abzumessen, die ja vor allem durch die extremen und radikalen Positionen markiert wurden (Plus Ultra!)

    Früher hat man den Massenmedien, dem Massenkonsum und der Massendemokratie einen objektiven Blick auf die Mehrheitsverhältnisse zugesprochen. Aus dieser neutralen Perspektive konnte man erkennen, welche Strömungen schon breit geworden sind, um sie entweder zu vereinnahmen oder in die entgegengesetzte Richtung zu flüchten. So sieht die (junge) Geschichte des Mainstreams aus, wenn man den Google-Buchcorpus auswertet:

    Der Mainstream hatte um die Jahrtausendwende seinen Höhepunkt. Seitdem geht es bergab. Die Filterbubble könnte sich hier als eine gefährliche Störung unseres kulturellen oder politischen Kompasses entpuppen. Aber: Sich-treiben-Lassen ist das Gegenteil von Navigation geschweige denn Gestaltung.

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    Sharing is Caring

    Kultur ist auch immer eine Sprache, mit denen sehr tiefgehende empathische Werte vermittelt werden und zwar über Gesellschaft, Kultur und Sprache hinausgehend, es ist die Sprache der Welt, die jeder Mensch versteht. Das baut Barrieren ab und verbindet die Menschen, es erlaubt unmittelbar mit Menschen überall auf der Welt in Kontakt zu treten. Dies verarmt und es ist ein großer Verlust, wenn die Menschen sich nicht mehr verstehen in ihren Gefühlen. „Und sie kennen die Worte nicht mehr…“ Elfriede Jelinek.

    sagt Johannes Thon in seinem lesenswerten Interview mit der Rheinpost.

    Kultur kommt von kultivieren: dem Ackerbau und der Gartenpflege. Kultur pflegt das Zusammenleben von Menschen in Gemeinschaften. Unsere Kultiviertheit macht es uns möglich, dass wir trotz großer Unterschiede in der Regel pfleglich mit einander umgehen. Kultur schafft einen gemeinsamen Gedanken- und Gefühlsraum, schafft Identität über Nicht-Identisches.

    Eine gemeinsame Kultur lebt vom Austausch. Austausch bedeutet, die Symbole der Gemeinsamkeit zu taschen. Dies können Bilder, Gedichte oder Lieder und Musikstücke sein. Dieses Tauschen von Kultur bedeutet: ich gebe etwas, ich bekomme etwas in gleicher Art. Wir erleben dieses Geben und Nehmen täglich auf Twitter – jeder gibt, was er findet und empfindet und bekommt von den anderen deren Erzählungen zurück.

    Kultur als Ware steht zu diesem freien Austausch genau gegenüber. Die Kultur verliert die Funktion des Verbindenden und wird zum Statussymbol, zu etwas, dass ich mir leisten können muss. Kultur wird nicht mehr geteilt, sondern produziert; passend spricht man auch von der Kulturindustrie. Kultur dient jetzt nicht mehr, um Gemeinsamkeit herzustellen, sondern zur Abgrenzung. Wir erleben die grotesken Auswüchse der ökonomisierung von Kultur, wenn von Kindern für das Singen von Liedern plötzlich Gebühren zu zahlen sind.

    Kultur als Grundlage für Empathie ist, was Johannes Thon uns in seinem Interview beschreibt. Sharing is caring – gehen wir wieder pfleglicher miteinander um!

    Weiterlesen:
    Die Kulturindustrie
    Memetic Turn

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    Als ich ein Kind war, tat ich wie ein Kind.

    2012-04-29 10:08:53
    GO-Antrag auf Meinungsbild: Ob die Orga- und Versammlungsleitung für die gute Arbeit einen Gutenmorgenflausch verdient hat.
    2012-04-29 10:09:14
    Versammlungsleiter: Ich möchte der Versammlung mitteilen, dass der Orga und der Versammlungsleitung vor lauter Flausch ein Fell wächst.
    Protokoll zum 1. Bundesparteitag der Piratenpartei 2012

    Ein Erwachsener ist mündig, das heißt, er spricht für sich selbst, tritt für sich ein, übernimmt Verantwortung. Aber nach einiger Zeit tritt Ernüchterung ein – man erkennt, dass man doch nicht alles schaffen kann, was man sich erträumt hatte. Erwachsene gehen zur Arbeit, auf Twitter klagen sie, wenn es Montag ist – sie sind müde, weil sie Sonntag Abend nach dem Tatort auch noch den langweiligen Polit-Talk im Fernsehen angeschaut haben.

    Und Politik muss offenbar genauso langweilig und nüchtern ablaufen, wie der typische Sonntag Abend, sonst ist sie nicht erwachsen, sondern infantil. “Wer glaubt, dass aus der Piratenpartei eine Inspiration oder Erneuerung der Parteiendemokratie erwüchse, muss mit dem Klammerbeutel gepudert sein.” schreibt die Welt; der Vorwurf: die Piratenpartei sei ein infantiler Haufen. Gerade das Kindische scheint für manchen das Bedrohliche an den Piraten. “Manche Ideen sind kindisch (Hochschulabschluss für alle), manche hanebüchen (weg mit geistigem Eigentum!)” ereifert sich das Handelsblatt entsprechend.

    Ich glaube, diese Beobachtung ist richtig. Es gibt heute sehr viele “Erwachsene”, die sich unwohl im Bierernst der Erwachsenenkultur fühlen.

    Kinder zerlegen Dinge in ihre Einzelteile. In einem bestimmten Alter stellen Kinder solange die Frage “Warum?” bis selbst der erfahrenste Dialektiker keine Antwort mehr kennt. Ich baue gerne mit Lego. Deshalb mag ich Minecraft und habe für die Firma einen 3-D-Drucker angeschafft. Ich kenne viele Leute in meinem Alter, denen es ähnlich geht. Programmieren hat für mich viel Ähnlichkeit mit dieser kindlichen Freude an analysieren und wieder aufbauen.

    Kinder spielen gerne mit ihrer Identität. Von Erwachsenen erwartet man, dass sie nur noch eine Rolle spielen; erwachsenes Verhalten muss konsistent bleiben; es geht um Wiedererkennbarkeit und Berechenbarkeit. Auf der anderen Seite gibt es viele Menschen, die den Wunsch haben, ihre Identität selbst zu bestimmen und gegebenenfalls auch zu ändern. Das beginnt mit Autonymität – sich seinen Namen selbst geben zu dürfen. Aber letztlich geht es darum, uns selbst zu formen, wie den Avatar unserer Netz-Identität. Dieser Wunsch wird von den Ernüchterten als Kinderei abgetan oder sogar für gefährlich gehalten.

    How can children grow up in a world in which adults idolize youthfulness? McLuhan

    Der faszinierende Widerspruch zwischen den infantilen Erwachsenen und dem ansonsten herrschenden Kult der Jugendlichkeit ist, dass es uns nicht darum geht, das körperliche Altern zu leugnen. Das Kindliche ist etwas völlig anderes, als Jugendlichkeit.

    Auch auf diesem Bundesparteitag der Piraten haben sich wieder lauter Leute auf Vorstandsämter beworben, die so gar nicht politisch geschliffen wirken. Der Versammlungsleiter ist mit einem Prinzessinen-Diadem im ZDF zu sehen und mittelalte Männer vertreiben Kinder aus dem Bällebad.

    Vielleicht ist infantile Politik sogar das stärkste Versprechen, dass die Piratenpartei den Wählern macht. Das Wählerpotenzial, das von dieser politischen Kultur angesprochen wird, ist riesig – ich denke, es geht um mehr als 30 Prozent.

    Ich hoffe, dass diese infantile politische Kultur sich weiter durchsetzt, damit auch die politische Geschäftsführung anderer Parteien auf übellaunige, bösartige Presseanfragen mit ROFLCOPTER GTFO antworten können.

    Weiterlesen:
    Die Lebensalter
    Declaration of Liquid Culture

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    Wahre Namen

    Lewis Carroll

    Alice was walking beside the White Knight in Looking Glass Land.”You are sad.” the Knight said in an anxious tone: “let me sing you a song to comfort you.”

    “Is it very long?” Alice asked, for she had heard a good deal of poetry that day.

    “It’s long.” said the Knight, “but it’s very, very beautiful. Everybody that hears me sing it – either it brings tears to their eyes, or else -”

    “Or else what?” said Alice, for the Knight had made a sudden pause.

    “Or else it doesn’t, you know. The name of the song is called ‘Haddocks’ Eyes.'”

    “Oh, that’s the name of the song, is it?” Alice said, trying to feel interested.

    “No, you don’t understand,” the Knight said, looking a little vexed. “That’s what the name is called. The name really is ‘The Aged, Aged Man.'”

    “Then I ought to have said ‘That’s what the song is called’?” Alice corrected herself.

    “No you oughtn’t: that’s another thing. The song is called ‘Ways and Means’ but that’s only what it’s called, you know!”

    “Well, what is the song then?” said Alice, who was by this time completely bewildered.

    “I was coming to that,” the Knight said. “The song really is ‘A-sitting On a Gate’: and the tune’s my own invention.”
    Lewis Carroll, Through the Looking-Glass

    Cusanus

    Unum igitur verum nomen cuiusque imparticipabile atque, uti est, ineffabile esse necesse est.
    Nikolaus von Kues, De coniecturis, 101.

    Wittgenstein

    Die Gegenstände kann ich nur nennen. Zeichen vertreten sie. Ich kann nur von ihnen sprechen, sie aussprechen kann ich nicht. Ein Satz kann nur sagen, wie ein Ding ist, nicht was es ist. (3.221)
    Der Name bedeutet den Gegenstand. Der Gegenstand ist seine Bedeutung. (3.203)
    Der Satz besitzt wesentliche und zufällige Züge. Zufällig sind die Züge, die von der besonderen Art der Hervorbringung des Satzzeichens herrühren. Wesentlich diejenigen, welche allein den Satz befähigen, seinen Sinn auszudrücken.(3.34) Der eigentliche Name ist das, was alle Symbole, die den Gegenstand bezeichnen, gemeinsam haben. Es würde sich so successive ergeben, dass keinerlei Zusammensetzung für den Namen wesentlich ist. (3.3411) Ein Name steht für ein Ding, ein anderer für ein anderes Ding und untereinander sind sie verbunden, so stellt das Ganze – wie ein lebendes Bild – den Sachverhalt vor. (4.0311) Können wir zwei Namen verstehen, ohne zu wissen, ob sie dasselbe Ding oder zwei verschiedene Dinge bezeichnen? – Können wir einen Satz, worin zwei Namen vorkommen, verstehen, ohne zu wissen, ob sie Dasselbe oder Verschiedenes bedeuten?
    Kenne ich etwa die Bedeutung eines englischen und eines gleichbedeutenden deutschen Wortes, so ist es unmöglich, dass ich nicht weiß, dass die beiden gleichbedeutend sind; es ist unmöglich, dass ich sie nicht ineinander übersetzen kann. (4.243)
    Ludwig Wittgenstein, Tractatus

    My Heart and Lute

    I give thee all -I can no more-
    Tho’ poor the offering be;
    My heart and lute are all the store
    That I can bring to thee.
    A lute whose gentle song reveals
    The soul of love full well;
    And, better far, a heart that feels
    Much more than lute could tell.

    Tho’ love and song may fail, alas!
    To keep life’s clouds away,
    At least ’twill make them lighter pass,
    Or gild them if they stay.
    And even if Care at moments flings
    A discord o’er life’s happy strain,
    Let Love but gently touch the strings,
    ‘Twill all be sweet again!
    Thomas Moore

    … und was das mit Liquid Democracy zu tun hat:
    “Frei, gleich – geheim?”

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    Die technologische Gesellschaft und ihre Feinde


    The most human thing about us is our technology. (McLuhan)

    Gestern bin ich an der Fabrik von Tesla Motors in Freemont, Ca. vorbeigefahren. Tesla ist nicht nur deswegen ein bemerkenswertes Unternehmen, weil sie sozusagen aus dem Stand heraus marktfähige Autos mit Elektroantrieb herausgebracht haben. Bemerkenswert finde ich, dass die Gründer nicht aus dem Auto-Business, Maschinenbau oder Elektrotechnik kommen, sondern, dass es Gründer von erfolgreichen IT-Startups in Silicon Valley sind, die ihre Erfahrung mit dem ‘Erschüttern von Märkten’ jetzt auf eine der traditionellsten Branchen richten, die doch scheinbar so gar nichts mit Software oder dem Web zu tun hat. (Die Tesla-Story steht sehr schön zu lesen in dem Wired-Artikel von 2010).

    Der direkte Energieverbrauch unserer Maschinen und Apparate verlagert sich immer mehr auf die Elektrizität und direkte Krafterzeugung durch Verbrennung von Öl oder Kohle wird immer weniger wichtig werden – davon bin ich überzeugt. Selbstverständlich muss der elektrische Strom ebenfalls erzeugt werden, er ist also nur Transportmedium für die Energie, es bleibt derselbe Strom, egal wie er erzeugt wird.

    Durch Elektroantriebe wird Energieerzeugung vom Energieverbrauch entkoppelt. Man kann sich bei der Erzeugung darum kümmern, dass diese unschädlich für das Klima erfolgt und politischen Rahmenbedingungen genügt, die ausschließlich die Erzeugung betreffen, ohne gleichzeitig vorzuschreiben, was die Verbraucher der Energie damit machen.

    Und dann lese ich diesen Aufmacher in der TAZ von neulich:

    “Ein Ausbau der Elektroflotte auf eine Million Fahrzeuge bis zum Jahr 2022 führe, so das Öko-Institut, zwar zu einer Reduktion der Treibhausgasemissionen im Verkehrsbereich um 6 Prozent, mit effizienteren Benzinmotoren ließen sich aber 25 Prozent einsparen. Die Anbieter von Elektroautos kümmern sich bisher kaum darum, dass der Ökostrommarkt um den Anteil wachsen muss, den ihre Fahrzeuge künftig verbrauchen.”

    Zu gut deutsch: es ist besser, am alten Zustand herumzufrickeln, noch ein wenig mehr Effizienz herauszuholen, bevor man – OMG! – eine neue Technologie als Alternative aufbaut.

    Ich will an dieser Stelle gar nicht in das Für und Wider von Elektroautos einsteigen, darüber sprechen, warum es vielleicht doch nicht so dumm ist, wie gesagt, das CO2-Problem von der Mobilität abzukoppeln, den Energieverbrauch durch elektrischen Strom von der Energieerzeugung zu trennen.

    Es geht mir um die grundsätzliche Technologiefeindlichkeit, die ich aus dieser Ablehung lese. Neue Technologie ist immer zuerst zu kritisieren. Sie muss sich “erstmal behaupten”, muss bewiesen haben, dass sie auch wirklich besser ist, als das Alte – ansonsten ist sie doch bitteschön abzulehnen. Es ist gar von der “Elektrolüge” die Rede, so als hätte irgendwer behauptet, Elektroautos verbrauchten keine Energie. In der Unterstellung der Lüge wird eine geheime Agenda angedeutet, die – ja wer eigentlich? – verfolgt, um – ja was eigentlich? – damit durchzusetzen.

    Ich glaube, dass diese grundsätzliche Technologiefeindlichkeit, die vielen Menschen in Deutschland tief in den Knochen zu sitzen scheint, in Wahrheit eine Furcht vor Veränderung ist, dass hier derselbe Abwehrmechanismus in Gang kommt, der viele Menschen zu jenen Internet-Skeptikern macht, die hinter jeder Website nur Viren und Kreditkartenbetrüger vermuten, der Menschen fordern lässt, Überwachungskameras aufzuhängen und Websperren einzuführen. Es ist die Angst davor, dass die scheinbar ewigen Wahrheiten nicht mehr gelten – und das Benz-Automobil mit Otto- oder Dieselmotor ist für sehr viele Menschen hier eine Ikone, die allegorisch für die Stabilität der deutschen Gesellschaft an sich steht.

    Ich erlebe in dieser Diskussionen um Elektroautos wieder diesen Bruch durch die Gesellschaft gehen, der viel mehr ist, als nur eine digitale Kluft. Es ist das Gefühl, dass viele Menschen, die ich für intelligent, kultiviert und gebildet halte, meine Ansichten nicht teilen und zwar ganz grundlegend, ideologisch. Und denen all mein Reden und meine (wie ich finde überzeugenden) Argumente ins Leere laufen.

    Und dieses Gefühl haben offenbar viele andere ebenfalls. Es ist die Überzeugung, dass die Technologie ein so wesentlicher, zentraler Teil unserer Kultur ist, dass ein Deutsches Museum gleichwertig neben einer Alten Pinakothek steht und das Erlernen von Computersprachen ebenso wichtig wie das von Fremdsprachen ist.

    Die gesellschaftlichen Strukturen im Netz liefern Modelle für diese neue Kultur, die man deshalb wohl auch als Netzkultur oder Digitalkultur etikettiert.
    Nicht zuletzt deshalb reagieren so viele Menschen empfindlich, wenn in dieses Modell des Neuen plötzlich durch Leistungsschutzrechte, ACTA, SOPA etc. in seiner Entwicklung abgedämpft werden soll.

    Hier im süden San Franciscos, im Zentrum der Nerd-Welt, wo sich alles um diese neue Lebensweise zu drehen scheint, wirkt die Welt jenseits der digitalen Spalte unendlich fern und entrückt. Aber lassen wir uns durch unsere Filter-Bubble nicht selbst betrügen – es ist ein langer Weg, die Kluft zu schließen und wieder einen Konsens herzustellen. Vielleicht wird es auch gar nicht gelingen – wir haben schließlich keinen DAEMON, der uns dazu zwingt.

    Weiter lesen:
    Alles fließt
    Die digitale Kluft
    Suarez, Cline, Stephenson: die Welt nach der Implosion